In diesem Jahr finden die TalentTageRuhr vom 13. bis 23. September statt und ich freue mich, dass ich wieder mit einigen Lesungen und Workshops dabei sein kann. Mit den Schüler:innen einiger vierten Klassen werde ich in Wünsche-Bücher erarbeiten und darüber hinaus lese ich aus „Susa, Timo und die Buchstabenverschwörung“ (Arena Verlag) in Grundschulen und „Freundschaftsgeschichten“ (Lingen Verlag) in Kindertageseinrichtungen 🙂
Was sind die TalentTageRuhr?
Im Rahmen der TalentTageRuhr finden mehrere hundert Veranstaltungen mit jungen Menschen statt, bei denen sie die Möglichkeit haben, ihre Stärken zu entdecken und sich selbst auszuprobieren. Es geht nicht um die Förderung spezieller Begabungen, sondern um die Entdeckung und Stärkung der sozialen oder funktionalen Kompetenzen. Initiiert werden die TalentTage von der Stiftung TalentMetropole Ruhr, die hauptsächlich von der RAG Stiftung gefördert wird. Veranstalter sind Kitas, Schule, Unternehmen, Kunstschulen, Kliniken.
Meine Angebote im Rahmen der TalentTageRuhr
Ich habe für die TalentTageRuhr zusammen mit den Mitarbeiter:innen drei Angebote ausgewählt, die gut zum Thema passen.
Besonders freue ich mich, dass ich in diesem Rahmen wie bei den TalentTagenRuhr 2022 in einigen Schulen mein „Wünsche-Buch-Projekt„ durchführen kann. Dabei handelt es sich um einen 90-minütigen Workshop, bei dem ich mit den Kindern zunächst ihre allgemeinen Wünsche für die Zukunft und ihre Berufswünsche erarbeite. Anschließend gestaltet jedes Kind sein eigenes Wünsche-Buch, das einerseits Grundlage für Gespräche mit Eltern über Wünsche und Visionen sein kann und andererseits Motivation für die nächsten Schuljahre. Auf die Idee kam ich vor vielen Jahren, als ich in der Lernbegleitung Wege suchte, die Schüler:nnen zu motivieren. Ich erinnere mich besonders an einen Jungen, der sich nicht aufraffen konnte, Englisch zu lernen, bis ich mit ihm erarbeitet habe, dass sein Traumberuf war, Testberichte über Angeln zu schreiben und er feststellte, dass die meisten Anglerzeitschriften auf Englisch waren. Er wurde dann immer noch kein Einser-Schüler in Englisch, aber er hat es geschafft, von der „Betonfünf“ wegzukommen.
In den Grundschulen lese ich in einer Schulstunde aus „Susa, Timo und die Buchstabenverschwörung“, dazu habe ich Ausschnitte zusammengestellt, die eine Geschichte ergeben. Der Hundeplatz, auf dem sich Susa und Timo kennengelernt haben, soll nämlich geschlossen werden, weil die Pächterin nicht das Geld hat, ihn zu kaufen. Die Kinder bündeln ihre Fähigkeiten und starten eine Hilfsaktion. An dieser Stelle frage ich alle Schüler:innen einzeln, was sie besonders gut können und erzähle schließlich, wie diese Hilftsaktion mit der Klasse aussehen würde. Zum Abschied bekommt jedes Kind zur Erinnerung und als Aufhänger für ein Gespräch mit den Eltern ein – von mir gefaltetes 🙂 – Minibüchlein geschenkt mit einer der Miniaturgeschichten aus dem Buch.
In den Kindertageseinrichtungen lese ich die Geschichte „Ein aufregender Tag“, in der Kinder auf einem Schiff spielen, als sich plötzlich der Anker löst. Nun sind sie auf sich selbst gestellt und müssen sehen, wie sie mit ihren Kenntnissen und Kompetenzen aus der Situation herauskommen. Während der Geschichte frage ich die Kinder nach ähnlichen Erfahrungen und Lösungsideen, da bin ich gespannt, was ihnen einfällt. Aber meist freuen die Kinder sich, wenn sie ein Erlebnis erzählen dürfen. Auch sie erhalten ein kleines Geschenk, was könnte das wohl sein 🙂 Ich versuche immer, den Kindern etwas mitzugeben, weil ich aus meiner Arbeit mit Kindern weiß, dass sie oft zu Hause schon nicht mehr wissen, was genau sie erlebt haben. Das Mitbringsel regt die Eltern an, nachzufragen und ist eine Gedächtnisstütze, das Erlebnis Revue passieren zu lassen und davon zu erzählen.
Wie Kinder nebenbei gefördert werden
Natürlich kann ich die Pädagogin in mir nicht verstecken, wenn ich solche Veranstaltungen durchführe. Aber ich weiß eben, dass ein Kind viele Erfolgs- und Aha-Erlebnisse braucht, um Ich-Stärke und Selbstvertrauen zu entwickeln und sich darüber klar zu werden, wo seine Stärken liegen. Deshalb liebe ich solche Workshops und Lesungen, hier erfahren und erleben die Kinder ganz nebenbei so viel, dass es sie voranbringt:
- sie üben grundlegende Fertigkeiten wie Konzentration, Zuhören, das Gehörte verarbeiten und darauf reagieren, Stillsitzen …
- indem sie – manchmal durchaus zögerlich – auf meine Fragen antworten, spüren sie, dass sie das können, dass sie etwas zu sagen haben und man ihnen zuhört und dass nichts Schlimmes passiert, wenn der Beitrag gar nicht zum Thema passte (Nebenbei bemerkt: Ich verdanke meine schlechte Abi-Note unter anderem meiner schlechten mündlichen Mitarbeit, weil ich noch in dem Gedanken verhaftet war, Beiträge in der Schule dürfen auf keinen Fall falsch sein!)
- indem sie sich damit beschäftigen, was sie möchten und können, werden sie sich ihrer Stärken bewusst, eine wichtige Basis für Selbstbewusstsein und Ich-Stärke
Und dabei führe ich keine komplizierten Experimente durch, sondern motiviere die Kinder, indem ich ihnen zuhöre und auf ihre Beiträge eingehe. Das kann jede:r und jedesmal, wenn jemand ein Kind ernst nimmt, stärkt es sein Vertrauen in sich selbst und damit den Mut, etwas im Leben zu wagen und sich an der Gemeinschaft zu beteiligen. Upps, ich wollte gar nicht so salbungsvoll schreiben, aber das floss so aus den Fingern, weil ich so oft beobachte, wie Erwachsene Kindern die Chance auf eigenes Handeln nehmen, indem sie ihnen alle abnehmen. Leben lernt man nur durchs Leben und das ist nun mal kein buntes, weiches Bällebad, indem man nirgends anecken kann. © 2023 Dr. Birgit Ebbert www.birgit-ebbert.de