Schreibland-Schreibtreff

Heute startet im achten Jahr mein mein Schreibtreff „Helden & andere Geschichten“ in der Stadtbücherei Hagen, gefördert vom Schreibland NRW, für junge Autor:innen aus Hagen. Bei den Treffen gebe ich einen Schreibinput, aber in den letzten Jahren gab es immer auch einige Teilnehmende, die die Zeit nutzten, um an ihren Romanen oder längeren Geschichten zu schreiben. In meinem früheren Blog hatte ich teilweise über die Treffen berichtet und meine Schreibinputs vorgestellt. Heute werden wir damit starten, den Wortautomaten mit neuen Wörtern zu füttern und Kennenlerngeschichten schreiben.

Berichte aus früheren Schreibtreffs

16.05.2022 Mein Schreibtreff in der Stadtbücherei
12.06.2021 Schreibtreff „Helden & andere Geschichten“ 2021
06.04.2019 Halbzeit beim Schreibtreff 2019
25.02.2018 Apfelgeschichten und mehr aus dem Schreibtreff 2018
04.07.2017 Schreibtreff „Helden & andere Geschichten“
22.05.2017 Schreibtreff Helden & andere Geschichten
06.03.2017 Der Schreibtreff im Osthausmuseum
22.02.2017 Schreibtreff „Helden & andere Geschichten“ 3
06.02.2017 Schreibtreff „Helden & andere Geschichten“ 2
23.01.2017 Logbuch Schreibtreff in der Stadtbücherei
11.01.2017 Hagen goes Schreibland NRW 

16.05.2022 Mein Schreibtreff in der Stadtbücherei

Am Samstag fand wieder mein Schreibtreff im Rahmen von Schreibland NRW in der Stadtbücherei Hagen statt. Seit dem Januar treffen sich zwischen 10 und 18 junge AutorInnen alle zwei Wochen samstags in der Bücherei, um gemeinsam zu schreiben, sich ihre Geschichten vorzulesen und Freundschaften mit Gleichgesinnten zu schließen. Ich gebe jeweils eine Schreibanregung vor und bin immer wieder erstaunt, welche tollen und unterschiedlichen Geschichten daraus entstehen.

Nebenbei-Eindrücke vom Samstag
Über das Treffen am Samstag habe ich noch lange nachgedacht, weil es so viele besondere Eindrücke gab, die ein interessantes Bild von Kindern bzw. Jugendliche von 11 bis 15 Jahren vermitteln. Es fing damit an, dass bis auf zwei Kinder alle mit Mund-Nasen-Schutz kamen, obwohl das in der Bücherei nicht mehr nötig war – zu ihrem eigenen Schutz und zu dem der anderen. Lediglich ein Mädchen hatte keine Maske dabei, aber da konnte ein anderes aushelfen. (Ich hatte darum gebeten, dass am Tisch alle Maske tragen.) Als wir darüber sprachen, wie lange die Pandemie schon dauert, waren manche erstaunt, dass sie uns bereits seit zwei Jahren beschäftigt und ein Mädchen wusste noch genau, seit wann es die Maskenpflicht gab, weil die im April 2020 einen Tag vor ihrem Geburtstag begann. Die meisten Kinder waren übrigens wie ich noch immer irritiert, dass man den Eindruck hat, es gäbe das Virus nicht mehr. Ich war etwas beruhigt, dass meine Wahrnehmung dann wohl keine Frage des Alters ist. Nebenbei erfuhren wir, dass eines der Mädchen am 7. Mai im Chor bei „Symphonic Floyd“ in der Westfalenhalle mitgesungen hat – ihr Kommentar zu dem Konzert: „Das war so schön!“ (Ein Gruß an Green und das Orchester vom TheaterHagen 😊)

Schreiben im Schreibtreff
Mein Schreibinput am Samstag war ein kleiner Text, den ich vor einigen Jahren geschrieben habe: „Leilas Haarband“. Den Text hatte ich zerschnipselt und die Aufgabe lautete, daraus beliebig viele Wörter auszuwählen für einen eigenen Text. Ich mag solche Anregungen, die viel Raum lassen – manche Kinder haben den Text zusammengepuzzelt, andere haben nur einige Wörter ausgewählt und ein Junge hat seine ganz eigene Technik entwickelt. Er hat drei Nomen ausgewählt und diese in sein Übersetzungsprogramm eingegeben, sie mindestens zehnmal immer wieder in andere Sprachen und am Ende ins Deutsche übersetzt. Letztlich hatte er dann „nur“ drei andere Nomen, aber die Idee fand ich schon außergewöhnlich. In dem Text, den er als „Nonsens-Text“ bezeichnete, hat er den Ukraine-Krieg verarbeitet und endet mit „nutiP ist Satan.“ Amüsiert, eher fasziniert hat mich die Geschichte eines Mädchens, in der es um zwei Freundinnen ging; eine der Freundinnen durfte kein Handy besitzen und nun musste dieses Mädchen mit den Eltern wegziehen. Die zweite Freundin hatte schließlich die Idee, dass sie sich Briefe schreiben könnten, um in Kontakt zu bleiben. Irgendwie verrückt, aber auch toll, dass dann doch der gute alte Brief als Lösung auftaucht. Die anderen Geschichten waren ganz unterschiedlich, einmal wurde das Haarband sogar zu einem Lebewesen. Einige der Kinder schreiben übrigens an längeren Texten, sie arbeiten teilweise meinen Schreibinput ein.
Ich bin jedes Mal begeistert über die Kreativität und auch die Qualität der Geschichten und freue mich, dass in diesem Jahr durch die frühen Sommerferien im zweiten Halbjahr Zeit für einen zweiten Schreibtreff im Rahmen von Schreibland NRW gibt und die Kids sich darüber ebenfalls freue. Aber noch ist diese Runde nicht beendet, bis zur Abschlussveranstaltung am 18. Juni ist ja noch etwas Schreibtreffzeit 😊 Es wird übrigens die sechste Abschlussveranstaltung sein, es ist so toll, dass ich dieses Projekt realisieren darf und dabei so tolle Kinder und Jugendliche kennengelernt habe und kennenlerne.

12.06.2021 Schreibtreff „Helden & andere Geschichten“ 2021

Seit dem 17. April findet mein Schreibtreff für junge Autorinnen und Autoren der Stadtbücherei Hagen im Rahmen von Schreibland NRW wieder Stadt. Zum Glück! Wir können uns zwar noch nicht live treffen, aber da wir alle fit in Videokonferenzprogrammen sind, tauschen wir uns eben darüber aus und hoffen auf indizenzbessere Zeiten. Zum Glück hatten wir bei der Planung in diesem Jahr erst für April das erste Treffen vereinbart und die zehn Termine bis in den November gestreckt. Es werden also hoffentlich auch wieder Live-Begegnungen stattfinden können. Sobald klar ist wann, werde ich mich auch darum kümmern, dass wir wieder einen Inspirationsbesuch in einem Hagener Museum o. ä. machen können. Ich habe da schon eine Idee oder zwei oder drei 😊

Der virtuelle Schreibtreff 2021
Am 17. April war das erste Treffen und ich hatte mir gleich mal vorgenommen, nach einer ersten Plauderzeit über das Leben in der Pandemie eine Geschichte gemeinsam zu schreiben. Weil ich nicht sicher war, ob wirklich alle Teilnehmenden Lust hatten, vor dem Bildschirm zu sitzen und eine Geschichte zu schreiben. Da hatte ich mich aber gründlich verdacht 😊 Die Hälfte der Kinder und Jugendlichen hat eine eigene Geschichte zum Thema „Das Haus am See“ geschrieben und die andere Hälfte hat zusammen an einem Text gearbeitet. Was mit der Software, die wir ausprobiert hatten, nicht wirklich gut ging. Ich konnte nicht den Bildschirm teilen, sodass wir immer zwischen den Programmen hin- und herspringen mussten, allerdings hat sich zumpad als tolle Plattform zum gemeinsamen Arbeiten bestätigt.

Eine nachhaltige Schreibanregung 😊
Nach diesem kleinen Desaster mit der Plattform sind wir am 8. Mai doch die Zoom-Plattform genutzt – 😊 und Zoom hat uns freundlicherweise unterbrechungsfrei 90 Minuten arbeiten lassen. Was toll war, denn wir mussten viel kommunizieren über das Schreiben. Ich hatte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern vorab einen Schreibinput zum Aufessen geschickt. Auf die Idee war ich gekommen, als mir einfiel, dass es in der Stadtbücherei immer Knabbereien gibt – 😊 als Nervennahrung, falls mein Input sehr herausfordernd ist. Solche Knabbereien kann man schlecht durch den PC schicken. Also habe ich Zuckerschrift und Stifte in Lebensmittelfarbe bestellt, um die Anregung auf Esspapier zu schreiben. Allerdings konnte ich in der Innenstadt nirgendwo Esspapier kaufen. Da habe ich mich an meine Jugend erinnert 😊 – hier müsst ihr euch mein sehr breites Grinsen vorstellen. Ich fand nämlich schon immer die Backoblaten, die wir beim Backen von Kokosmakronen benötigten, sehr lecker. Auch ohne Kokosmakrone. Und es fiel ja auch nicht auf, wenn man aus der Packung – die damals übrigens genauso aussah wie heute 😊 – die eine oder andere Oblate naschte. Immer mal wieder. Mit dem Ergebnis, das die Packung bis auf einen spärlichen Rest leer war, als meine Mutter backen wollte. Die Strafe bestand darin, zum Supermarkt zu radeln und neue Oblaten zu kaufen. Also bin ich in Hagen in den Supermarkt und habe statt Esspapier Oblaten gekauft. Für jeden habe ich drei Oblaten mit Begriffen beschrieben. Da stellte sich die Zuckerschrift übrigens als sehr viel sinnvoller heraus als die Lebensmittelfilzstifte! Die Pandemie im Kopf saß ich an meinem Schreibtisch mit Maske und Handschuhen und habe die Oblaten beschriftet. Zum Trocknen habe ich sie ins Arbeitszimmer gelegt, dass ich in der Zeit eben nicht betreten durfte. Nach dem Trocknen habe ich mich erneut in Maske und Handschuhe gehüllt und die Oblaten in kleine Tütchen verpackt. Die wiederum in selbstgefaltete Umschläge mit den Adressen verpackt wurden.

Die Schreibaufgabe lautete dann, zu einem der Begriffe einen Text zu schreiben, die anderen mussten erraten, welches Wort gemeint war. Da kamen verrückte und witzige Texte heraus. Und der Input klappte auch nur deshalb so gut, weil die Kids bei sich zu Hause saßen und nicht spicken konnten.

Wie ich coronakonform in die Wohnzimmer kam

Schon am 8. Mai hatte ich unvermittelt eine Idee für einen Schreibinput beim nächsten Treffen, zumal schon damit zu rechnen war, dass dieses wieder virtuell stattfinden würde und viele neue Kinder dabei waren, die mich noch nicht persönlich kennengelernt hatten. In meinem Archiv habe ich tatsächlich noch genug Exemplare meines Kinderbuches „Miekes genialer Anti-Schüchternheitsplan“ gefunden und diese zusammen mit einem gefalteten Wurfspiel über die Stadtbücherei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zukommen lassen. Schon zwei Tage später bekam ich die erste Rückmeldung einer Mutter, dass ihre Tochter schon fleißig das Buch lese und sieben Mal das Wurfspiel geschafft hätte 😊 Bei dem Treffen haben dann einige Kinder tolle Geschichten zum Anfang von Kapitel 23 geschrieben: „die anderen haben an anderen Geschichten gearbeitet, das ist schließlich auch möglich. Es sind mehrere lange Storys in Arbeit, deren Entwicklung wir gespannt verfolgen. Ein Teilnehmer schreibt im Übrigen, was ich mit meinem Faible für Erinnerungsgeschichten besonders klasse finde, Erinnerungsgeschichten als Geschenk für seine Oma! Was übrigens hier so leicht klingt, Bücher signieren, zur Bücherei bringen und von dort verteilen, war längst nicht abenteuerfrei. Das wird sicher irgendwann Inhalt einer Detektivgeschichte für Kinder werden. Ich hatte nämlich die Bücher für zwei Kinder, die neu hinzukommen wollten, signiert, verpackt und an Christi Himmelfahrt in den Briefkasten der Stadtbücherei geworfen. Ich habe noch das Plumpsgeräusch im Ohr. Allerdings sind diese Bücher verschollen, spurlos verschwunden. Zum Glück hatte ich noch zwei Exemplare, die die Kinder dann am Tag vor dem Schreibtreff abholen konnten. Sobald wir uns wieder analog sehen, werde ich einige der Kindergeschichten fotografieren, um sie abzuschreiben. Soviel ist jetzt schon klar, das wird eine tolle Abschlusslesung im November, aber bis dahin gibt es noch sieben Schreibtreffen, einige Ideen für Anregungen habe ich schon 😊

06.04.2019 Halbzeit beim Schreibtreff

Unglaublich, wie die Zeit vergeht, aber nun ist tatsächlich schon die erste Hälfte des Schreibtreffs „Helden & andere Geschichten 2019“ in der Stadtbücherei Hagen um. Das Projekt ist Teil vom Schreibland NRW und geht bis zu den Sommerferien. Am 29. Juni findet die große Abschlusslesung statt und soviel kann ich verraten, Lesestoff ist genug entstanden 

Über die Schreibkids
Seit dem 19. Januar habe ich mich mit 15 bis 20 TeilnehmerInnen im Alter von 9 bis 16 Jahren in der Stadtbücherei getroffen. Es waren einige „alte Hasen und Häsinnen“ dabei, aber auch einige neue Jungautorinnen. Alle haben eines gemeinsam, sie haben Freude am Schreiben. Manche schreiben auch zu Hause, andere freuen sich darauf, dass sie am Samstag 1 ½ Stunden Zeit haben, um in der Bücherei zu schreiben. Interessant finde ich, dass sie teilweise schon ihren ganz eigenen Schreibstil oder ihre Themen haben, bei den einen kommt immer irgendwie der Tod vor, bei anderen etwas Übersinnliches, der eine reimt lieber als Geschichten zu schreiben und wieder jemand anders schreibt Geschichten mit zeithistorischem Bezug. Ebenso interessant finde ich als Autorin von Büchern für Kinder und Jugendliche, dass niemals, wirklich niemals in den drei Jahren, die Wörter in den Geschichten vorkommen, wie wir als Jugendsprache kennen. Die Sprache ist nicht viel anders als ich sie Jugendlichen in den Mund legen würde. Unterschiede zu dem, wie ich als Jugendliche geschrieben habe, finden sich eher in der Beschreibung von Bräuchen und Traditionen, erst jetzt hatten wir eine Geschichte, bei der ein Liebespaar zunächst zusammengezogen ist und zwei Jahre später geheiratet hat, standesamtlich und dann kirchlich. In meiner Kindheit im Münsterland hätte man eher sofort geheiratet 

Die Schreibaufgaben im Schreibtreff
Meine Aufgabe ist die Moderation des Schreibtreffs. So gebe ich jedes Mal eine Schreibaufgabe, allerdings ist diese nicht zwingend. Einige der TeilnehmerInnen schreiben an längeren Geschichten, die dürfen sie natürlich dann auch weiterschreiben. Aber viele warten auf den Input. Heute waren sie fast etwas enttäuscht, weil ich den Tag zum „Vorlesetag“ ernannt hatte, an dem wir endlich einmal alle Texte lesen könnten. Aber da fehlte dann was, deshalb habe ich nach der Leserunde spontan entschieden, dass jetzt der passende Zeitpunkt dafür sei, ein Haiku zu Ostern zu schreiben. Ein Haiku ist eine traditionelle japanische Gedichtform, sie beschreibt im Ursprung ein Naturphänomen und es gibt verschiedene Vorgaben dafür. Ein Haiku besteht aus drei Versen, von denen der erste und dritte jeweils fünf Silben und der mittlere sieben Silben hat. Ich wandle das in meinen Schreibtreffs meist ab und lasse Gedichte mit drei Versen aus fünf, sieben und fünf Wörtern schreiben. Das ist auch schon eine große Herausforderung und ermuntert dazu, mit Worten und Satzgliedern zu spielen. Es gibt für traditionelle Haikus noch Vorgaben dazu, welche Inhalte in welchem Vers stehen sollen, aber das lasse ich weg, schließlich soll der Spaß im Vordergrund stehen. Apropos Spaß! Mir geht es bei der Schreibwerkstatt darum, die Freude am Schreiben zu erhalten und Jungautorinnen miteinander ins Gespräch zu bringen. Auch wenn ich bei manchen Rechtschreibfehlern zusammenzucke, werden die von mir nicht korrigiert. Die einzigen Fehler, die ich anmerke, sind falsche Präteritumsformen. Das ist wirklich erstaunlich, wie oft es vorkommt, dass jemand springte statt sprang, streitete statt stritt o. ä. schreibt. Und zwar völlig unabhängig davon, ob Deutsch Muttersprache oder Fremdsprache ist!

Schreibaufgaben bei den ersten Treffen
Gleich beim ersten Treffen habe ich die armen Schreibkids gebeten, zu meinen beiden Faltfiguren eine Geschichte zu schreiben und sich auch gleich Namen für sie auszudenken. Ich habe mich allerdings noch immer nicht für Namen entschieden, wobei Josefine und Joshua ganz weit vorne liegen 🙂
Beim nächsten Mal mussten die jungen AutorInnen die Inhalte ihrer Geschichten aus einer Lostrommel ziehen. Ich hatte Nomen auf Zettel geschrieben und jeder und jede konnte zwei oder drei ziehen und daraus eine Story entwickeln.
Ein Highlight waren zwei zauberhafte Icons aus dem Buch meiner Autorenkollegin Andrea Behnke, „Frieda und das Glück der kleinen Dinge“. Beim Lesen fand ich die kleinen Bildchen zum Kapitelanfang so schön, dass ich sie einfach mal – natürlich mit Quellenvermerk – als Schreibinput gewählt habe: Gummistiefelwettertag war der absolute Favorit.
Der Input beim vierten Mal kam völlig spontan, fragt mich nicht warum, aber ich habe zwei Plüschfrösche mitgenommen, die ich gekauft habe, weil ich dazu eine Geschichte schreiben wollte. Eine der genialsten Geschichten dieses Durchgangs ist daraus entstanden.
Und dann waren wir im Osthausmuseum, in der Ausstellung zum Bauhausjahr mit Werken. Ich habe die Ausstellung ausgewählt, weil manche Kinder gerne konkrete Bilder als Input haben und andere lieber abstrakte. Es hat mir verblüfft, dass zwei oder drei Kinder sogar eines der Quadrate von Josef Albers als Input gewählt haben. Dieser Besuch war auch für mich ein Highlight. Als ich mit den 15 Kids die Treppen im Altbau hinaufpolterte, sorgten sich die Erwachsenen sichtlich, ob sie noch Ruhe für die Ausstellung haben würden. Die Kinder durften sich ein Bild aussuchen, das sie inspiriert und dann schreiben. Zuerst fragten mich eben jene skeptischen Erwachsenen, ob die Kinder in einer anderen Etage seien. Nein, sie saßen ganz ruhig auf dem Boden oder in der Douglas-Lounge und schreiben. Eine Aufsicht bemerkte, sie hätte lange nicht eine so große Gruppe von Kindern und Jugendlichen so ruhig und konzentriert erlebt. Ich gebe zu, da war ich ein bisschen stolz auf mich und „meine“ Schreibkids.
Und heute wurden dann eben Haikus zu Ostern geschrieben, von Ostereiersuche bis Auferstehung kam alles vor. Ich habe jedoch vergessen zu fragen, ob ich sie veröffentlichen darf, daher bleibt es bei der Anregung, es einfach mal selbst zu versuchen:
Wort – Wort – Wort – Wort – Wort
Wort – Wort – Wort – Wort – Wort- Wort – Wort
Wort – Wort – Wort – Wort – Wort

25.02.2018 Apfelgeschichten und mehr aus dem Schreibtreff

Seit Anfang des Jahres wird mein Schreibtreff für Kids in der Stadtbücherei Hagen fortgeführt. Das Projekt ist Teil des Schreiblandes NRW, eine tolle Initiative, die durch Workshops Kinder fördert, die gerne schreiben oder den Zugang zum Schreiben finden möchte. Auch in diesem Jahr haben sich über 20 Kinder von 9 bis 16 Jahren für das Projekt angemeldet. Wir treffen uns durchschnittlich alle zwei Wochen und ich bin jedes Mal begeistert von den Ideen und Geschichten.

Die Apfelgeschichten
Um die Vielfalt zu verdeutlichen, habe ich die Kids am Samstag gebeten, eine Geschichte oder ein Gedicht rund um einen Apfel zu schreiben. Die Herausforderung dabei war, dass der Text in den Umriss eines Apfels passen sollte. Diese Aufgabe hatte ich gewählt, weil ich wollte, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich bewusst beschränken. Die Treffen laufen immer so ab, dass es eine Schreibanregung gibt, die Kids schreiben und am Ende die Texte vorlesen. Manche Texte sind dann nicht fertig, weil sich die jungen Autoren beim Schreiben in ihren Gedanken verirrt haben. Das ist natürlich in dem Workshop überhaupt kein Problem, dann schreiben sie beim nächsten Mal weiter. Aber ich möchte doch, dass sie zumindest gelegentlich die Story im Kopf konzipieren und nicht einfach drauf losschreiben. Hier sind die Texte, die entstanden sind – dieses Mal gänzlich unbereinigt von Rechtschreibfehlern , dafür habe ich aber auch alle Namen herausgenommen. Rechtschreibung ist mir übrigens im Schreibtreff nicht wichtig, es soll wirklich nur um die Freude am Schreiben gehen.

Frühere Schreibaufgaben
Beim ersten Treffen hatte ich den Kindern und Jugendlichen den ersten Satz meines Jugendromans „Ego-Trip“ als Input gegeben, das war für mich sehr spannend, was sie daraus gemacht haben. Beim zweiten Termin sollten sie ein Gedicht oder eine Geschichte zu einem Zitat von Joachim Ringelnatz schreiben, die Anregung habe ich von dem Schreibwettbewerb „Wortsegel“ übernommen. Manche Kinder werden ihre Gedichte auch zu dem Wettbewerb einreichen. Ich bin gespannt, ob ein Gewinner-Kid dabei sein wird.

06.12.2017 Weihnachtslyrik aus dem Schreibtreff

(06.12.2017) Auf Wunsch der Teilnehmer des Schreibtreffs in der Hagener Stadtbücherei fand am 2. Dezember doch noch ein Treffen statt. Nach den eher gruseligen Geschichten über die „Schwarze Hand“ wollten die Kids Weihnachtsgeschichten schreiben. Zur Einstimmung in das Thema habe ich die Teilnehmerinnen gebeten, ein Weihnachtsgedicht zu schreiben.

Elfchen, Laternengedicht und Haiku
Ich weiß nicht, wer wann welche dieser neuen Gedichtformen in den Deutschunterricht gebracht hat – auf einmal kamen meine Schüler mit dem Auftrag, sie sollten ein Elfchen, Laternengedicht oder Haiku schreiben. Na gut, ein Haiku kannte ich natürlich als kleine literarische Figur aus Asien. Aber Elfchen und Laternengedicht! Inzwischen bin ich schlauer und weil es meinen Schülern immer viel Spaß macht, solche „Gedichte“ zu schreiben, habe ich auch die Schreibkids gebeten, sich in dieser Form Gedanken über „Weihnachten“ zu machen. Zum Nachmachen sind hier die Vorgaben für die Gedichtformen:
a) Elfchen – Dieses Gedicht besteht aus elf Wörtern, die nach einem bestimmten Prinzip angeordnet sind: 1. Zeile: 1 Wort, möglichst eine Eigenschaft oder Farbe, 2. Zeile: 2 Nomen oder Namen, 3. Zeile: 3 Wörter, die eine Tätigkeit oder ein Ereignis beschreiben, 4. Zeile: 4 Wörter, die die Geschichte ergänzen oder ausschmücken, 5. Zeile: 1 Wort als Schluss.
b) Laternengedicht – Diese Form hat den gleichen Aufbau wie das Elfchen, allerdings – deshalb ist das auch unglaub schwerer – werden hier nicht die Wörter, sondern die Silben gezählt, daher ein großes Kompliment an die Jungautorinnen, die das hinbekommen haben
c) Haiku – bei dieser Gedicht- oder Epigrammform aus  Asien zählen ebenfalls die Silben, üblicherweise beschreibt ein Haiku ein Naturereignis, aber das kann man auch weiterfassen. Wichtig: Es gibt 3 Zeilen mmit 5 – 7 – 5 Silben. Viel Spaß beim Ausprobieren.

04.07.2017 Schreibtreff „Helden & andere Geschichten“

Ich kann es kaum glauben, aber das halbe Schreibtreff-Jahr in der Stadtbücherei Hagen ist schon um. Am letzten Samstag haben wir das Projekt mit einer tollen Abschlussveranstaltung beendet. 14 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben je einen Text vorgetragen, den sie nach Inspirationen im Schreibtreff geschrieben haben.

Warum überhaupt ein Schreibtreff
Ja, ich wiederhole mich, aber man kann es nicht oft genug sagen: Für Kinder und Jugendliche, die gerne schreiben, gibt es kaum Angebote und da wollten die Stadtbücherei Hagen und ich gegensteuern. Überlegt mal: Sportlinteressierte jeglicher Sportart finden im Sportverein eine Anlaufstelle, Kunstinteressierte in Kunstschulen, Musikinteressierte in Musikschulen, Naturinteressierte im Nabu, … – und Schreibinteressierte? Natürlich lernen Kinder in der Schule schreiben, aber da lernen sie auch Sport, Naturwissenschaften, Kunst und Musik. Der Schreibunterricht in der Schule wird außerdem leider oft überlagert von Rechtschreibung und Grammatik, Analysen und Themen, die nicht unbedingt zum Geschichten Schreiben einladen. Daher wäre es umso wichtiger, dass es außerhalb der Schule eine Möglichkeit gibt, das freie Schreiben zu entfalten. Gerade im Land der Dichter und Denker übrigens!

Die Hagener Schreibkids
Ich war schon sehr beeindruckt, dass von den 24 Kids, die in der Spitze am Schreibtreff teilgenommen haben, 17 bei der Abschlussveranstaltung zugegen waren und 14 davon einen eigenen Text vorgelesen haben. Schön fand ich, dass trotz einer Überzahl an Mädchen auch einige Jungen dabei waren, die sichtlich Spaß am Schreiben hatten. Die Altersspanne war von 9 bis 23 Jahren, das hätte sicher niemand so geplant, aber es hat wunderbar geklappt, weil das gemeinsame Interesse an Geschichten und Geschichten schreiben so stark war. Es gab eine Kerngruppe von 14 Kindern aus der vorgesehenen Zielgruppe 10 bis 14 Jahre. Aber darüber hinaus kamen ältere und jüngere TeilnehmerInnen dazu. Mir war das wichtig, weil ich mit dem Schreibtreff eine Anlaufstelle für junge Autoren schaffen wollte, was wunderbar gelungen ist, finde ich.

Die Schreibtreffen
Die Treffen waren bewusst so angelegt, dass jeder jederzeit dazukommen oder wegbleiben konnte, weil für mich der freiwillige Charakter wichtig ist, um den Spaß zu behalten. Der Ablauf war meist so, dass ich einen Input gegeben habe, die TeilnehmerInnen geschrieben haben und die Ergebnisse vorgelesen wurden. Inputs waren zum Beispiel ein Geschichtenanfang oder auch – das Highlight – der Besuch im Osthausmuseum. Interessant fand ich, dass anfangs nur wenige ihre Texte vorlesen wollten und je länger der Workshop dauerte, umso mehr Kinder und Jugendliche wollten ihre Ergebnisse vorlesen. So kam es dazu, dass es bei der Abschlussveranstaltung 14 kleine Lesungen gab.

Fazit & Perspektive
Ich bin begeistert! Was soll ich als Fazit sonst festhalten. Ich bin beeindruckt von den Texten und den Schreibentwicklungen, die die Kids im Laufe des halben Jahres gemacht haben und ich freue mich, dass meine Idee, eine Anlaufstelle für Kinder, die gerne schreiben, zu schaffen, so gut angekommen ist. Ich wünsche mir, dass es weitergeht. Natürlich könnte ich das für immer und ewig ehrenamtlich machen, aber ich lebe vom Schreiben und von solchen Workshops und in der Zeit, die ich mit Vor- und Nachbereitung sowie Durchführung verbringe, kann ich nicht schreiben. Falls also jemand jemanden kennt, der den Schreibtreff sponsern möchte, bitte unbedingt melden.  Wir schreiben dann auch Geschichten, die im Garten oder in der Einrichtung des Sponsors spielen oder zu seinem Lieblingsthema, da fällt mir gewiss etwas ein und den Kids ganz sicher auch. Damit die Gruppe sich zumindest nach den Ferien noch zweimal treffen kann, habe ich angeboten, zwei Vormittage ehrenamtlich zu leiten: am 2. September und am 7. Oktober. Da darf gerne jeder kommen und uns über die Schulter gucken, aber bitte vorher Bescheid geben, weil wir vielleicht auf der Suche nach Inspiration unterwegs sein werden 🙂

06.03.2017 Der Schreibtreff im Osthausmuseum

Am Samstag hieß es im Schreibtreff „Helden & andere Geschichten“ einmal nicht: Ran an den Stift, sondern rein ins Bild. Zusammen mit 24 Kindern und Jugendlichen, Laura Visel von der Stadtbücherei und Martin Ermer mit der Kamera war ich in der Ausstellung „Mach dich zum Kunstwerk“ im Osthausmuseum.

Inspirationen finden
Üblicherweise unterscheiden sich Autoren von Nicht-Autoren unter anderem dadurch, dass Inspirationen sie anspringen – man steht zum Beispiel in der Schlange im Supermarkt, hört hinter sich Leute reden und hat schon die Idee für eine Geschichte, gerne auch in Bus oder Bahn oder beim Zeitunglesen. Aber es gibt immer auch Momente, in denen einem der zündende Einstieg fehlt oder man für eine bestimmte Geschichte einen Input benötigt. Dann heißt es, sich gezielt auf die Suche nach Inspiration zu machen. Ich nutze dazu oft das Internet, für mich eine riesige Quelle der Inspiration. Aber auch Ausflüge, Gespräche oder Museumsbesuche bringen mich manchmal auf die passenden Gedanken. Das habe ich bei der Konzeption des Schreibtreffs „Helden & andere Geschichten“ mit berücksichtigt, ohne zu wissen, dass just während des Workshops eine so tolle Ausstellung im Osthausmuseum zu sehen ist.

Participate – Mach dich zum Kunstwerk
Seit dem 19. Januar ist im Osthausmuseum die Ausstellung „Mach dich zum Kunstwerk“ zu sehen, die die Besucher einlädt, zum Teil eines Kunstwerks zu werden. 24 Kunstwerke aus 500 Jahren sind so installiert, dass man sich hineinbegeben und Teil des Kunstwerks werden kann. Das Ergebnis darf man dann sogar fotografieren, was in Museen sonst eher nicht erlaubt ist. Auf diese Weise entsteht ein ganz neuer Bezug zur Kunst und zu den Kunstwerken. Was auf den ersten Blick wie ein reiner Spaß wirkt, führt nämlich dazu, sich Gedanken zu machen, was auf dem Bild eigentlich dargestellt wird und wie man sich darin in Szene setzen kann. Eine der Teilnehmerinnen hat das schön auf den Punkt gebracht: „Es gab manchmal Bilder, wo man wirklich Kunst verstehen musste, wenn man das Bild verstehen wollte.“

Vom Kunstwerk zur Textillustration
Andere Formen der Inspiration erlebbar zu machen, war der erste Anlass, mit den Schreibtreff-Kids ein Museum zu besuchen. Beim nächsten Mal werden sie Geschichten zu ihren Bildern schreiben und ich bin gespannt, was dabei herauskommt. Das Schöne ist, dass wir auf diese Weise eine Illustration zur Geschichte haben werden, denn es haben nicht nur die Kinder fleißig fotografiert, sondern auch Martin Ermer und ich, sodass wir viel Input und Illustrationsmaterial haben. Ich hoffe, dass wir einiges davon bei der Abschlussveranstaltung zeigen können, das hängt aber davon ab, für welchen Text sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Ende entscheiden.

Ein besonderes Erlebnis
Ganz ohne wenigstens einen geschriebenen Satz wollte ich die Schreibkids natürlich nicht ins Wochenende schicken , so habe ich sie gebeten, aufzuschreiben, wie sie die Ausstellung fanden. Ich habe das bewusst neutral formuliert, schließlich wollte ich auch wissen, wenn ihnen etwas nicht gefallen hat. Aber da gab es nur zwei Rückmeldungen von zwei Mädchen, die mir schon beim Besuch dadurch auffielen, dass sie die meiste Zeit auf der schönen Bank im großen Saal saßen. Ihnen war die Dreiviertelstunde, die wir in der Ausstellung verbrachten, zu lang. Ein anderes Mädchen hingegen beklagte: „Die Zeit ging sehr schnell um, was leider ein bisschen doof war.“ Sie gehörte zu denen, die ich am Ende fast von den Bildern wegzerren musste, weil sie immer neue Ideen hatten, wie sie sich fotografieren könnten. Doch davon abgesehen, waren alle begeistert von dem Ausstellungsbesuch. Dass der Besuch so gut wurde, liegt auch daran, dass wir im Osthausmuseum sehr freundlich empfangen wurden und auch die Aufsicht sehr geduldig auf die quirlige Gruppe reagiert hat. Vielen Dank dafür und auch vielen Dank Laura Visel von der Stadtbücherei Hagen für die Begleitung und Martin Ermer für die Foto-Unterstützung.

22.02.2017 Schreibtreff „Helden & andere Geschichten“ 3

Am Samstag haben sich wieder 22 Kinder und Jugendliche zum Schreibtreiff in der Stadtbücherei versammelt, um mit mir gemeinsam zu schreiben, von ihren Schreiberlebnissen zu erzählen, meinen Erfahrungen zu lauschen und ihr eigenen Werke vorzulesen. Nachdem ich bei den letzten Treffen viel geredet hatte, dachte ich, es sei mal Zeit, viel zu schreiben.

Eine Geschichte weiterschreiben
Und damit auch wirklich alle ans Schreiben kommen und weil ich gute Erfahrungen mit einem Geschichtenanfang beim Facebook-Krimi gemacht habe, habe ich die ersten drei Sätze vorgegeben. Dabei habe ich bewusst Alter, Aussehen und Eigenschaften der Figuren offen gelassen und auch keine Angaben zum Ort gemacht, um die Fantasie nur mal eben so anzuticken. Der Anfang lautete:
„Joshua drehte sich um. Was knackte da? Er nahm die Hand seiner Schwester Amelie und ging mit ihr langsam weiter.“ Wer Lust hat, dazu eine Geschichte zu schreiben, ist auch außerhalb des Schreibtreffs herzlich eingeladen.  Vielleicht mache ich daraus mal eine Blogparade.

Schreiben im Schreibtreff
Soviel kann ich verraten: Die Ergebnisse waren überwältigend. Ehrlich. Ich schreibe die Texte gerade ab und bin wirklich beeindruckt von den Ideen und teilweise auch von der Art der Umsetzung. Schon am Samstag war ich überrascht, wie konzentriert die Jugendlichen geschrieben haben. Wir treffen uns immer an der Lesetreppe, weil das ein markanter Ort ist, den man schnell finden kann. In den Schreibphasen dürfen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann in der Bücherei verteilen. Manche haben Gebrauch davon gemacht, andere haben sich an den Tisch gesetzt und wieder andere haben mit dem Block auf den Knien auf der Lesetreppe gesessen. Da wurde mir klar, dass sie es wirklich gewohnt sind, auch in einer eher geräuschvollen Umgebung zu arbeiten. Ich weiß nicht, ob ich mich so schnell hätte konzentrieren können. Sie haben es jedenfalls geschafft. In den 30 Minuten, die zur Verfügung standen, haben alle mindestens eine Manuskriptseite geschrieben – mit der Hand natürlich. Dafür, dass sie die Story noch komplett ausdenken mussten, finde ich das beachtlich.

Von gestern bis überübermorgen
Die Inhalte der Geschichten waren ganz unterschiedlich. Am meisten beeindruckt hat mich die Erzählung, in der mein Anfang in den Zusammenhang einer Flucht aus der DDR in die BRD gestellt wurde, die dazu noch wirklich gut geschrieben war. Vielleicht haben wir ja Glück und die Autorin trägt die Geschichte bei der Abschlussveranstaltung am 1. Juli vor. Besonders interessant fand ich auch die Idee, zunächst einmal zu schreiben, was vor der von mir skizzierten Situation geschehen sein könnte. Und dann gab es viele Fantasy-Geschichten, aber auch reale Geschichten mit einer Mutprobe, es gab Traumgeschichten und sogar Science-Fiction. Ich wollte von den TeilnehmerInnen wissen, wie sie auf ihre Ideen gekommen sind. Viele haben über etwas geschrieben, das sie ohnehin gerade beschäftigt wie das geteilte Deutschland oder Dinosaurier – ich war beeindruckt, wie flüssig die Namen von Dinos sprudelten  Manche hatten aber auch, wie es mir manchmal ergeht, spontan die Idee im Kopf, als sie die Anfangssätze lasen. Insgesamt ist mir aufgefallen – auch schon in vorherigen Geschichten – dass sehr oft über Tod und Töten, über Waffen und Bedrohungen geschrieben wird. Da werde ich mal meine AutorenkollegInnen fragen, wie das bei ihren Schreibanfängen war. Ich weiß, dass ich einen Krimi angefangen habe, aber da ging es um einen Diebstahl, Waffen kamen nicht vor. (Anmerkung: Gerade habe ich die ersten Seiten noch mal nachgelesen und festgestellt, dass ich schon mit zwölf Jahren einen Hang zum Regionalkrimi hatte, ich habe nämlich genau die Strecke der Radtour beschrieben, die meine Detektivinnen Bim und Bam planten  )

06.02.2017 Schreibtreff „Helden & andere Geschichten“ 2

Am Samstag war wieder Schreibtreff in der Stadtbücherei Hagen. Es waren fast alle 22 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wieder da, die anderen waren krank oder hatten eine Veranstaltung. Dafür waren aber drei neue Teilnehmerinnen da und ein Vater hat sich mit einem Sohn erkundigt, ob er noch einsteigen kann. Kann er. Das ist ja genau die Idee des Schreibtreffs, dass es zwar eine feste Gruppe gibt, aber immer auch Kinder und Jugendliche kurzfristig dazu kommen können, um sich mit anderen Jungautoren auszutauschen.

Wie eine Geschichte ins Buch kommt
Weil beim ersten Mal immer wieder gefragt wurde, wie eine Geschichte ins Buch kommt und wie man einen Verlag findet, habe ich zunächst aus dem Näh- bzw. Schreibkästchen geplaudert. Dabei habe ich versucht, die Kids weder zu demotivieren noch ihnen zu große Hoffnungen zu machen. Natürlich kann es sein, dass die eine oder der andere später mit seinen Geschichten einen Verlag findet und Erfolg hat. Aber in dem Alter ist eine Veröffentlichung in einem echten Verlag, bei dem kein Druckkostenzuschuss gezahlt werden muss, doch eine sehr große Ausnahme. Es ist aber auch nicht so wichtig, finde ich. Auch in anderen Bereichen – ob das nun Film oder Sport ist, sind 10- bis 16-Jährige eher die Ausnahme. Und nicht jeder, der gut Fußball spielt, wird Bundesligaspieler.

Der Schreibwettbewerb als erster Talentcheck
Seltsamerweise geht beim Schreiben häufig unter, dass das auch einfach nur entspannen kann, Spaß machen und vielleicht sogar helfen, Frust, Zorn und Freude zu verarbeiten und festzuhalten. Das gilt übrigens ebenso für Erwachsene. Die meisten wollen ihre Bücher in einem Verlag veröffentlichen und viele zahlen dann sogar dafür. Kein Mensch käme auf die Idee, dafür zu zahlen, dass er in der Bundesliga oder in einem Film mitspielen kann. Doch das nur am Rande. Ich habe die TeilnehmerInnen ermuntert, statt gleich in Verlagsveröffentlichungen zu denken, erst einmal an Wettbewerben teilzunehmen und sie auf den aktuellen Wettbewerb „Grüner Lorbeer“ der Eckenroth-Stiftung hingewiesen. Sobald ich etwas Zeit habe, werde ich eine Übersicht über solche Wettbewerbe erstellen, Tipps nehme ich gerne entgegen. Eine Teilnehmerin berichtete, die dass sie gerade erst am Theo-Schreibwettbewerb mitgemacht hätte, da drücken wir nun kollektiv die Daumen.

Helden & andere Geschichten
Geschrieben wurde natürlich auch wieder am Samstag. In einer ersten Runde haben wir Helden gesammelt. Helden aus dem wahren Leben, Helden aus Medien und Helden aus den eigenen Geschichten. Anschließend wurden dazu Geschichten geschrieben, die sind aber noch nicht fertig und die würde ich natürlich auch nicht vor der Abschlussveranstaltung am 1. Juli posten  Interessant war allerdings, dass einige TeilnehmerInnen die Gelegenheit genutzt haben – wie ich mir das auch gedacht hatte – an ihren zu Hause begonnen Geschichten weiterzuschreiben. Ein Mädchen schrieb sogar auf ihrem Smartphone, was ich niemals könnte. Es sind einige Jugendliche dabei, die an längeren Geschichten arbeiten, da bin ich gespannt, wie die ausgehen. Die haben allerdings eine Hausaufgabe bekommen, bis zum nächsten Mal einen Klappentext für ihre Werke zu schreiben. Sonst ist es schwer, den Einstieg nach zwei Wochen zu finden, denn natürlich steht am Ende jedes Schreibtreffs eine Vorleserunde. Bisher musste ich noch nichts aus meinen Büchern lesen, weil es genug Interesse seitens der TeilnehmerInnen gab, ihre Texte zu lesen.

Erkenntnisse am Rande
Neben den Ideen der Kinder und Jugendlichen finde ich auch die Erkenntnisse interessant, die ich am Rande bekomme. Letztlich bestätigen sie meine Erfahrungen, leider auch die negativen sowohl was die Rolle der Lehrer als auch der Eltern bei der Schreibförderung angeht. Besonders gefreut hat mich, dass ein Vater extra gekommen ist, um seine Tochter zu entschuldigen und zu fragen, ob sie denn zu Hause etwas arbeiten solle. Besonders erschreckt hat mich, dass eine Teilnehmerin eine Stunde zu Fuß nach Hagen geht, weil sie kein Schokoticket hat und auch nicht das Geld für den Bus bekommt. Das wirklich am Rande, um zu zeigen, wie wichtig solche Projekte sind – auch und gerade in Hagen. Vor allem bin ich wirklich immer wieder beeindruckt, dass es so viele Jugendliche gibt, die schreiben und dazu stehen. Das macht mir Mut für die Zukunft, denn wer schreibt, denkt auch und schon deshalb braucht es solche Projekte.

23.01.2017 Logbuch Schreibtreff in der Stadtbücherei

Am Samstag war der erste Termin des Schreibtreffs „Helden & andere Geschichten“, den ich im ersten Halbjahr in der Stadtbücherei im Rahmen der Initiative Schreibland leiten darf. Ich freue mich besonders darüber, weil ich seit Jahren davon träume, für Kinder und Jugendliche, die gerne schreiben, einen regelmäßigen Treffpunkt zu initiieren. Das ist genau das, was ich mir als Kind gewünscht habe.

Und so ging es los beim Schreibtreff
Als ich um 10.40 Uhr in die Stadtbücherei kam, war noch kein Kind oder Jugendlicher zu sehen. Da bekam ich plötzlich Zweifel und ich hoffte, dass wenigstens ein paar der angemeldeten 20 Interessenten kommen würden. Es kamen bis auf einen alle. Und nicht nur das. Es kamen drei Mädchen, die nicht angemeldet waren, aber natürlich trotzdem bleiben durften. Daraufhin stellte eine Mutter spontan ihr Samstagsprogramm um, damit ihre nicht angemeldete Tochter bleiben konnte. Am Ende machten dann 22 angehende Autorinnen und Autoren aus der Lesetreppe in der Kinderbücherei eine Schreibtreppe 

Alte Schreibhasen und junge Schreibtalente
Wir begannen mit einer klassischen Vorstellungsrunde, weil ich wissen wollte, wer von den Teilnehmern wie, was, seit wann schreibt. Bis auf zwei oder drei schreiben alle auch außerhalb der Schule kurze oder längere Geschichten, viele am PC, manche haben keinen PC zur Verfügung, die meisten nutzen ein Notizbuch und schreiben unterwegs Ideen auf. Ein Thema, das sich durchzieht, und von dem auch wir Profi-Autoren ein Lied singen können: Man hat zu viele Ideen und nicht die Geduld, Disziplin oder Zeit, um an einer Idee länger zu arbeiten. Mal sehen, wie wir in der Gruppe helfen können. Erst einmal wollte ich, dass die Teilnehmer sich besser kennenlernen und auch etwas schreiben.

Namengedichte – verrückte Geschichten aus dem eigenen Namen
Meine Lieblingsmethode für den Schreibeinstieg ist das „Namengedicht“. Es basiert auf der literarischen Form des Akrostichons und entsteht dadurch, dass man zu jedem Buchstaben eines Wortes man sich ein Wort sucht. Aber so leicht, ein beliebiges Wort zu suchen, mache ich es den Teilnehmern nicht. Ich möchte, dass ein ganzer Satz entsteht, der sich auch als Anregung für eine Geschichte eignen würde. Als Beispiel habe ich ein altes Namengedicht zu meinem Namen mitgebracht:
Bären im Regen gurgeln immer Tintenfischsaft. Ja, das ist ziemlich unsinnig, aber ein Junge fragt gleich, warum die Bären das tun und schon sind wir mitten im Sammeln von Ideen für eine Geschichte. Hier sind die Ergebnisse der Teilnehmer:
Mäuse in Griechenland unterhalten Euristes lange
Sonnen im Niemandsland eilen mit
Affen-Nasen eiern mondbeschienen nach oben
Alligatoren nießen nicht abends
Nashörner ohne Riesenhörner aßen Holz
Johannisbeeren am Strauch mixe ich nach Aepfeln
Chamäleons arbeiten ruhig im nördlichen Afrika
Super-Elefanten leben in Namibia
Schlechte Astronauten mogeln immer
Langweilige Angeber nur anders
Räuber ohne Nasen jagen Adlige
Zoos ohne eisblaue Yetis
Geparden auf beiden Rivalen im eigenen Land, Abwehr
Eine Robbe macht immer nur Aaah!
Vor ihrem Chamäleon thronen orakelnde Ratten im Abwasserkanal
Alle Yetis operieren ungerne Bären
Ein Nilpferd nascht Obst
Raben aßen Bananen in Amerika
Seepferdchen isst meine Oma Natascha
Dein imaginäres Alles, nichts Anderes
Alte Yaks backen übertrieben königlichen Erdbeerkuchen

Personenbeschreibung als Rätsel
Die zweite Schreibübung war gleich eine Personenbeschreibung – aber in Rätselform wie „Ich sehe was, was du nicht siehst …“, es hieß aber „Meine Person ist …“. Ich hatte Karten mit den Namen vorbereitet, sodass keiner wusste, wer wen beschrieben hat, und wir anschließend raten konnten. Die Methode habe ich zum ersten Mal eingesetzt, aber sicher nicht zum letzten Mal, ich war begeistert und die Teilnehmer wohl auch, zumindest hatten wir viel Spaß beim Raten – äh, habe ich rotbraune Haare? Oh, tatsächlich!  – und Vortragen ihrer Rätsel.
Den Abschluss des eineinhalbstündigen Treffs bildete eine Lesung – ich hatte sicherheitshalber zwei Bücher von mir mitgebracht, aber die brauchte ich nicht, weil zwei Teilnehmer Texte dabei hatten und daraus vortrugen.i.

11.01.2017 Hagen goes Schreibland NRW

Ja, ich weiß, die Überschrift ist ein wenig irreführend, denn natürlich wurde in Hagen schon immer geschrieben, aber nun gibt es in Hagen auch ein Projekt im Rahmen der Initiative Schreibland NRW. Die Initiative fördert regelmäßige Schreibwerkstätten und Workshops für Jugendliche. Von einer solchen Initiative habe ich als Kind geträumt und nun darf ich an zehn Terminen in der Stadtbücherei auf der Springe Kinder und Jugendliche bei ihren Schreibaktivitäten begleiten und mit ihnen gemeinsam Ideen und Texte erspinnen.

Schreibtreff „Helden & andere Geschichten“
„Helden & andere Geschichten“ haben wir unseren Schreibtreff genannt, weil Helden eine wichtige Rolle in Geschichten spielen – jeder hat seine Helden und in einer Geschichte kann sich jeder selbst in einen Helden verwandeln. Ob Fernseh- oder Gameheld, ob Fußball- oder Popstar, ob Buch- oder Comicfigur … Heldenvorbilder, über die man schreiben und deren Story man weiter fantasieren kann gibt es genug. Und den einen oder anderen „Helden“ werden wir vielleicht auch beim Schreibtreff kennenlernen, wer weiß. Ideen haben wir genug, nun brauchen wir nur noch Jugendliche, die gerne schreiben oder schreiben wollen und Lust haben, sich mit uns auf das Helden-Abenteuer einzulassen.

Stiefkind Schreibförderung
Ich freue mich auch deshalb so sehr über das Projekt, weil es mir schon immer ein Anliegen war, Kinder und Jugendliche zu fördern, die gerne schreiben. Natürlich lernt man auch in der Schule schreiben, aber da geht es um Grammatik und Rechtschreibung, Erörterung und Textanalyse und nicht darum, einen eigenen Schreibstil zu entwickeln. Mit dem gleichen Argument könnte man Sportverbände, und Musikschulen auch gleich schließen, denn in der Schule lernt man ebenso Sportarten und Musik. Ihr merkt schon, es regt mich ein wenig auf, dass im Land, das stolz darauf ist, das „Land der Dichter und Denker“ zu sein, die Förderung von jungen Menschen, die gerne schreiben, derart stiefkindlich behandelt wird. Wurde, müsste ich sagen, denn in NRW gibt es durch die Initiative „Schreibland NRW“ inzwischen viele Schreibtreffs und Schreibwerkstätten, in denen Jugendliche Gleichgesinnte treffen und sich mit Experten austauschen können. Mein Traum ist ja immer noch eine regelmäßige Anlaufstelle für junge Schreiberinnen und Schreiber, aber wer weiß, vielleicht ist der Schreibtreff ja ein erster Baustein dafür. Ich nehme den Schreibtreff auf jeden Fall zum Anlass, noch einmal zu recherchieren, welche Austauschmöglichkeiten und Wettbewerbe es für die Jugendlichen gibt und nehme gerne Anregungen entgegen.