Da ist er endlich, mein erster Krimi rund um die Hagener Krimibuchhändlerin Anja Henke. Inspiriert wurde ich dazu einerseits vom Gmeiner Verlag, dem mein Manuskript über eine Krimibuchhändlerin in Borken gefallen hat, allerdings wollten sie lieber einen Krimi aus meinem Wohnort Hagen. Dort schaue ich im Winter auf den Weihnachtsmarkt und das wirft jedes Jahr wieder Fragen auf, die die Idee für die Krimigeschichte ausgelöst haben. Auf dem Weihnachtsmarkt ist nämlich ein Mädchen verschwunden, deren Freundinnen machen sich auf die Suche und bitten Anja Henke um Hilfe. Nach sehr kurzem Zögern willigt sie ein, die Kinder zu unterstützen und schon steckte sie in ihrer ersten Ermittlung. Zum Unmut von Kriminalkommissar Gerd Henke, der diese Laien in seiner suche gar nicht gebrauchen kann. Was mir beim Schreiben sonst noch widerfahren ist und welche Entdeckungen ich gemacht habe, finden Sie in zwei Blogbeiträgen rund um das Buch.
Birgit Ebbert: Schneewalzer. Gmeiner Verlag 2015
19.11.2015 Aus dem Schneewalzer-Schreibkästchen Teil 2
Mein neuer Krimi „Schneewalzer“ spielt in Hagen, er beschäftigt sich aber am Rande fiktiv mit einem Thema, das alle Orte betrifft, mit Straßenmusik. „Es gibt xxx“, lasse ich Anja Henke irgendwann zu ihrem Ehemann Oliver sagen, nachdem ich viel zu dem Thema recherchiert habe und überrascht war, was dabei zutage trat. Diese unterschiedlichen Begriffe stammen nicht von mir, ich habe sie nur aufgegriffen, weil ich sie so schlüssig fand.
Es scheint nämlich wirklich zum einen Straßenmusiker zu geben, die eben Musiker sind und ihren Lebensunterhalt mit Konzerten und Auftritten bestreiten, die auch auf der Straße sein können. Sie haben meist Internetseiten, man findet sie bei Facebook und manchmal verkaufen sie sogar CDs von sich. Sogar ein Festival mit Straßenmusik gibt es, habe ich entdeckt und schiebe diese Erkenntnis meiner Protagonistin unter. Ein spannendes Thema, mit dem ich mich sicher noch einmal beschäftigen werde.
Daneben scheint es aber Straßenmusikanten, wie ich sie genannt habe, zu geben, die nicht von sich aus auf der Straße musizieren, sondern im Auftrag von Einzelpersonen oder auch Banden. Sie kommen oft aus den Balkanländern und haben eine mehr oder weniger gute musikalische Grundbildung. Dazu gibt es nur sehr wenige Informationen, auch ein Thema, über das ich gerne mehr erfahren würde. Auf die Idee, mich damit zu befassen, kam ich, weil mir in der Stadt auffiel, dass manche Musiker einfach ihren Geigenkasten o. ä. aufstellten und Geld sammelten, während andere – und zwar verschiedene – einen dieser Stoffcampinghocker vor sich platzierten. Die Hocker blieben gleich, aber die Musikanten wechselten und einmal ist es mir wirklich passiert, dass ich Musikanten aus Hagen in einer anderen Stadt gesehen habe.
Solche Beobachtungen setzen meine Fantasie in Gang und ich stelle mir vor, wie das zusammenhängen könnte. Wenn ich dann noch lese, dass die Nebenjob-Zentrale „Straßenmusiker“ als Geschäftsidee vorschlägt – Tatsache, den Artikel habe ich noch in meinem Ordner, und die „Bettel-Mafia“ in Zürich, wo das Betteln verboten ist, nun die Bettler musizieren lassen, dann ist schnell eine Krimi-Idee entstanden. Und da gerade zu Weihnachten Straßenmusik Hochkonjunktur zu haben scheint, passte das Thema gut zum Weihnachtsmarkt. Und dann habe ich noch diese witzigen „Auszüge aus dem ‚Handbuch für den fortgeschrittenen Straßenmusiker‘“ im Internet gefunden und das Konzept des Krimis war fertig. Viel Spaß bei der Lektüre © Birgit Ebbert
25.10.2015 Mein Hagen-Krimi: „Schneewalzer“ – Schreibkästchen 1
Um das gleich klarzustellen: Geschrieben habe ich das Buch „Schneewalzer“ als Hagen-Krimi, im Laufe des Manuskriptlebens wurde daraus von Seiten des Verlags zunächst ein Ruhrkrimi und nun ein Weihnachtskrimi. Man kann ihn allerdings auch später lesen, denn die Geschichte beginnt zwar auf dem Weihnachtsmarkt, endet aber mit einem Showdown in Wetter, weshalb „Ruhrkrimi“ auch passend gewesen wäre. Der Krimi startet allerdings auf dem Weihnachtsmarkt und das hat seinen Grund.
Jedes Buch hat eine Geschichte, behaupte ich einfach mal, bei mir ist das zumindest so. Die Geschichte dieses Buches begann mit einem Krimi, den ich vor Jahren geschrieben habe, der in Borken spielt und seinerseits auch wieder eine Geschichte hat. In diesem Krimi ermittelt eine Krimibuchhändlerin und der Gmeiner-Verlag fand die Idee mit der Figur klasse, hatte allerdings schon Münsterlandkrimis im Programm, sodass ich gefragt wurde, ob ich die Story auch auf Hagen übertragen könnte. Das ging natürlich nicht, die Menschen hier sind anders als die in Borken und die ganze Umgebung, also habe ich angeboten, eine neue Krimibuchhändlerin samt einer neuen Story zu entwickeln. Das klingt sehr viel leichter, als es dann war, soviel kann ich verraten.
Ich habe also die Figur entwickelt, lange nach einem passenden Ort für eine fiktive Krimibuchhandlung mitten in der Stadt gesucht und den Krimi geschrieben. Im Herbst 2012, deshalb bezog sich das Programm des Weihnachtsmarktes auf 2011 bzw. 2012, aber das habe ich später etwas angepasst, sofern dies die Story erlaubte. Die Veröffentlichung verschob sich dann, weil zuerst „Brandbücher“ und dann „Falsches Zeugnis“ erschien. Aber jetzt ist das Buch da und Anja Henke, die gelernte Fotografin und Betreiberin einer Krimibuchhandlung am Adolf-Nassau-Platz in Hagen, hatte ihr Debüt in „Wer mordet schon im Ruhrgebiet?“ Ich bin sehr gespannt, was die Hagener zu dem Krimi sagen werden. An den Namen Anja Henke habe ich mich noch immer nicht gewöhnt, allerdings stellte ich bei der Überarbeitung fest, dass auch in den Krimis mit Karina Beßling der Name Kleine vorkommt, ihr Lebensgefährte heißt so. Das hat mich völlig durcheinander gebracht, nicht so sehr Anja, sondern mehr ihr Ehemann Oliver, weil ich einen Kleine-Mann im Kopf automatisch mit dem Martin aus „Brandbücher“ und „Falsches Zeugnis“ assoziierte. Also habe ich die Figur schweren Herzens umbenannt, aber das ist so wie mit Freundinnen, die nach der Hochzeit den Namen des Mannes annehmen – es dauert lange, bis man sich daran gewöhnt, ich hoffe, dass ich ihn nach der Buchpremiere (am 5.11. 19.30 Uhr im Theater an der Volme) endgültig verinnerlicht habe.
Besonders knifflig war übrigens, eine Location für eine fiktive Buchhandlung zu finden. Natürlich hätte ich theoretisch jedes Haus in der Innenstadt nehmen können, aber darin befinden sich ja Geschäfte oder in die Leerstände ziehen wieder Läden ein. Deshalb habe ich davon Abstand genommen und nach Orten in der Innenstadt gesucht, die ich in meiner Fantasie umwidmen könnte, ohne dass die Adresse irreführend genutzt würde – und der einen direkten Zugang zum Weihnachtsmarkt hat. Guckt euch um in Hagen, das ist eine echte Herausforderung. Soll ich jetzt wirklich verraten, wie ich das Thema gelöst habe? Nein! Soviel kann ich sagen, die Buchhandlung heißt „Mord & Ortschlag“ und ich habe mich jetzt so intensiv damit beschäftigt, dass ich schon damit liebäugle, eine solche Buchhandlung zu eröffnen.
Den Grund, warum die Geschichte auf dem Weihnachtsmarkt spielt, können sie diejenigen, die wissen, wo ich wohne, ganz klar. Ich schaue von meinem Schreibtisch während der Adventszeit täglich auf den Weihnachtsmarkt und das Riesenrad und schaue mir die Standanordnung auf dem Platz an. Irgendwann habe ich dabei das optimale Versteck entdeckt und als ich einen Hagen-Krimi schreiben sollte, war klar, dass dieses Versteck eine Schlüsselrolle spielen musste. Den Rest habe ich drumherum geschrieben. Wie und was, das kann jeder nachlesen, das Buch ist schon im Handel und ich weiß, dass zumindest die Hagener Buchhandlungen es vorrätig haben. Gerade schreibe ich an der Fortsetzung, sollte jemand noch Anregungen haben, nur her damit © Birgit Ebbert