Da ist mein neuer Krimi „Tod im Tee“, in dem wieder Krimibuchhändlerin Anja Henke zusammen mit Kriminalkommissar Gerd Neubert ermittelt. Eigentlich wollen sie nur einen schönen Theaterabend in dem kleinen Theater an der Volme erleben. Und dann bricht einer der Darsteller auf der Bühne tot zusammen. Gerd Neubert übernimmt sofort die Regie und ausnahmsweise hat er nichts dagegen, dass Anja Henke ihn unterstützt. Bei der anschließenden Ermittlung allerdings, versucht er sie auszubremsen.
Meine Hommage an Agatha Christie
In wenigen Tagen erscheint nach Schneewalzer mein zweiter Hagen-Krimi Tod im Tee, in dem unter anderem Agatha Christie eine Rolle bekommt. Der Titel stammt nicht von mir. Ich hatte mir wieder viele Gedanken über Ein-Wort-Titel gemacht und mir so etwas wie „Ritterkappe“ oder auch „Theatertod“ überlegt. Ich vermute, dass der Verlag sich davon hat inspirieren lassen, dass in dem Krimi „Die mörderische Teerunde“ von Agatha Christie vorkommt. Auch der Bezug zu Agatha Christie war ein Wunsch des Verlages. Eine echte Herausforderung, denn wie bringt man Agatha Christie und Hagen zusammen?
Was Agatha Christie mit Hagen verbindet
Die Antwort war dann doch leicht, nachdem ich im Theater an der Volme sowohl Zeugin der Anklage LINK als auch Die Mausefalle LINK gesehen hatte. Inzwischen läuft sogar die dritte Inszenierung nach einem Stück von Agatha Christie: Und dann gab’s keine mehr.LINK Nach Rücksprache mit Indra Janorschke und Dario Weberg durfte ich eine fiktive Theatergruppe mit einer ausgedachten zickigen Spielleiterin im Theater an der Volme agieren lassen. Unter uns: Ein wenig habe ich mich von Operation Eaglehurst LINK inspirieren lassen. Aber nur minimal weil ich für meine Geschichte ja viele unsympathische Menschen als Verdächtige brauchte Da wäre ich in der Eaglehurst-Projektgruppe LINK nicht fündig geworden.
Viele Krimis und eine Autobiographie als Einstieg
Doch da habe ich den zweiten Schritt vor dem ersten erzählt. Bevor ich mich über das erdachte Theaterprojekt entschieden habe, habe ich viele Bücher gelesen. Vor allem aber habe ich ihre Autobiographie gelesen, die mich erst recht neugierig gemacht hat. Am liebsten wäre ich gleich nach Torquay gefahren, wo sie aufgewachsen ist. Im letzten Jahr hatte ich jedoch so viele Projekte gleichzeitig, dass ich sogar die Reise zu der Gift-Ausstellung ausfallen lassen musste. Aber zu dem Zeitpunkt wusste ich ohnehin schon, wie der Täter in meinem Krimi vorgehen würde. Und das Gift-Handbuch, das ich brauchte, war auch schon fertig. Nachdem ich nämlich den Kapiteln des Krimis „Schneewalzer“ Auszüge aus dem Handbuch der Straßenmusikanten vorangestellt hatte, wollte ich in diesem Krimi vergleichbare Auszüge aus einem Giftmischer-Leitfaden einbauen. Ich bin also jetzt diesbezüglich fit, möchte ich nur mal erwähnen. Und ich weiß, welche Gifte man aus scheinbar harmlosen Pflanzen ziehen kann. 🙂
Der 40. Todestag von Agatha Christie
Im letzten Jahr wäre Agatha Christie 125 Jahre alt geworden und in diesem Jahr wird ihr 40. Todestag begangen. Das war der Anlass für den Verlag mich zu fragen, ob ich in meinem Krimi Agatha Christie einbinden könnte. Ich war überrascht, dass sie wirklich schon 40 Jahre tot ist, das heißt, dass sie zwei Jahre nach Erich Kästner LINK gestorben ist. Sie wurde am 15. September 1890 in Torquay geboren und starb am 12. Januar 1976. Schon früh hat sie mit dem Schreiben begonnen, ihr erstes Gedicht erschien, als sie elf Jahre alt war, in einer lokalen Zeitung. Trotzdem studierte sie zunächst Musik, bis der erste Weltkrieg ausbrach und sie als Krankenschwester arbeitete – im Krankenhaus und in einer Apotheke. Zu jener Zeit hat sie also schon Erfahrungen mit Giften sammeln können, kein Wunder, dass ein Großteil der Opfer in ihren Krimis vergiftet wurde.
Die ersten Jahre des Erfolgs
Der erste Krimi von Agatha Christie erschien 1920, allerdings nicht zuerst in ihrem Heimatland, sondern in den USA. Die Hauptrolle spielte hier bereite Hercule Poirot, dem wir einige spannende Abenteuer und auch Filme zu verdanken haben. Der Durchbruch gelangte ihr jedoch erst sechs Jahre später mit dem Krimi The Murder of Roger Ackroyd. Das war auch das Jahr, in dem sie für zehn Tage verschwand. Bis heute ist nicht klar, was sie in dieser Zeit genau gemacht hat. Daraus hätte man auch einen Krimi machen können, allerdings wird sie kaum in Hagen gewesen sein Mein Lieblingskrimi „Mord im Pfarrhaus“ erschien 1930, als erste Geschichte mit der schrulligen, nervigen Miss Marple.
Ein Leben als Queen of Crime
Nachdem sie einmal die Erfolgsspur erreicht hatte, blieb Agatha Christie dort, bis sie starb. 66 Kriminalromane hat sie geschrieben, dazu Kurzgeschichten und Theaterstücke, heute hätte sie sicher ein Journalist als „fleißige Schreiberin“ oder „Vielschreiberin“ bezeichnet und sie hätte sich das ganz gewiss verbeten. Schon als Kind hatte sie ihren eigenen Willen, den sie Zeit ihres Lebens behauptete. Ich habe mich sehr amüsiert, als ich in ihrer Autobiographie las, wie sie ihre Mutter schon als Vierjährige davon überzeugte, dass sie Bücher lesen dürfe. Auch sonst ist das Buch „Meine gute Zeit“ eine wunderbare Lektüre, die einen Einblick in das Leben von Agatha Christie gibt, aber eben auch in die Sitten und Bräuche der gehobenen Gesellschaft vor gut 100 Jahren. Sätze wie „Man betrachtete das Lesen von Geschichtenbüchern als ein wenig zu vergnüglich, um eine Tugend darin zu erblicken.“, kann man sich heute nicht mehr vorstellen.
Agatha Christe in meinem Krimi
Nachdem ich die ganzen Texte von Agatha Christie gelesen hatte, hätte ich lieber eine Biographie verfasst. Also habe ich versucht, wo möglich, Bezüge zu ihrem Leben herzustellen und meine Fantasie munter schweifen lassen. So habe ich flugs eine Städtepartnerschaft zwischen Hagen und Torquay erfunden, um den einen oder anderen Engländer in die Theatergruppe zu schmuggeln. Die Geschichte aber spielt wieder in Hagen – auf dem Elbersgelände, in der Krimibuchhandlung „Mord & Ortschlag“ am Adolf-Nassau-Platz natürlich, aber auch sonst ist Anja Henke wieder in Hagen unterwegs. W
Birgit Ebbert: Tod im Tee. Gmeiner Verlag 2016
15.09.2015 Zum 125. Geburtstag von Agatha Christie
Während mein erster Hagen-Krimi durch die Druckmaschinen läuft, arbeite ich schon an dem nächsten. Darin will eine Laienspielgruppe eine Kurzgeschichte von Agatha Christie auf die Bühne bringen. Ein Thema, das ich unter anderem gewählt habe, um eine Entschuldigung zu haben, dass ich statt der Neuerscheinungen meiner Autorenkollegen zum x-ten Mal die Krimis von Agatha Christie lese
Aber ich habe nicht nur ihre Krimis gelesen, sondern auch ihre Autobiografie – mit dem gleichen Vergnügen wie ihre Geschichten über Miss Marple, Hercule Poirot und Co. Die Übersetzung, die ich gelesen habe, ist 1977 unter dem Titel „Agatha Christie: Meine gute alte Zeit.Die Autobiographie einer Lady“ erschienen. Da sieht man übrigens schön, dass Verlage auch bei Buchtiteln manchmal sehr kreativ sind – der Titel der englischen Ausgabe lautet:“Agatha Christie: An Autobiography“. Nichts von gute alte Zeit oder Lady! Aber das habe ich gleich vergessen, weil mich das Buch wie die meisten ihrer Werke gleich gefesselt hat. Auf andere Art als ihre Krimis, vielleicht weil ich es durch die Autorinnenbrille gesehen habe. Aber schon bei diesem Satz fühlte ich mich an meine Schreibarbeit erinnert: „Eigentlich sollte ich einen Krimi schreiben, doch der natürliche Drang, alles zu Papier zu bringen, nicht nur das, ws er sollte, erweckt ganz unerwartet in mir das Verlangen, meine Autobiographie zu schreiben.“
Als sie diesen Satz schrieb, am 2. April 1950, war Agatha Christie 59 Jahre alt. Geboren wurde sie am 15.September 1890 in Torquay, in der Grafschaft Devon, wo ihr 125. Geburtstag in diesem Jahr gebührend gefeiert wird. Ihr Vater war übrigens kein Engländer, sondern stammte aus den USA, aber ihre Mutter war Britin. Beide unterstützten sorgten dafür, dass sie eine glückliche Kindheit hatte, die durch den Tod ihres Vaters 1901 ein abruptes Ende fand. Doch bis dahin hatte sie „ ein schönes Zuhause und einen Garten, den ich liebte, eine weise und geduldige Kinderfrau, einen Vater und eine Mutter, die einander vergötterten, eine ausgezeichnete Ehe führten und wunderbare Eltern waren.“ (S.11) In diesem Umfeld brachte sich Agatha früh das Lesen und Schreiben bei, obwohl ihre Mutter fand, dass Kinder vor acht oder neun Jahren dieses nicht können sollten. Am Ende fügte sie sich, ließ ihre Tochter gewähren und förderte sie.
Zunächst sah es allerdings nicht danach aus, als würde aus Agatha eine Schriftstellerin werden, sie begann Musik zu studieren, arbeitet als Krankenschwester während des ersten Weltkriegs, heiratete 1914 Archibald Christie und bekam eine Tochter. Allerdings sammelte sie viele Erfahrungen, unter anderem während ihrer Tätigkeit im Krankenhaus über Gifte, die sie in Geschichten verarbeitete. 1920 wurde dann der erste Krimi veröffentlicht, darin sucht Hercule Poirot „Das fehlende Glied in der Kette“ (Originaltitel: The Mysterious Affair at Styles). Das Buch fand schon großen Anklang in den USA und in England, berühmt wurde sie dann jedoch 1926 durch „The Murder of Roger Ackroyd“, bei uns unter dem Titel „Alibi“ erschienen. In ihrer Autobiographie beschreibt sie, was sie zum Schreiben dieser und auch anderer Geschichten bewogen hat und was sie auch im Nachhinein geärgert hat, zum Beispiel dass sie „Hercule Poirot gleich am Anfang so alt gezeichnet hatte“ (S. 284.) „Ich hätte ihm nach den ersten drei oder vier Büchern den Laufpaß geben und mit einem viel jüngeren Helden anfangen sollen“, schreibt sie in ihrem Buch. Solche Reflektionen und auch die konkreten Bezüge zu ihren Werken sind es, die für mich die Faszination der immerhin über 500 eng beschriebenen Autobiographie ausmacht an der sie sechs Jahre geschrieben hat. Wer sich also anlässlich ihres Geburtstages mit der Queen of Crime beschäftigen möchte, dem empfehle ich die Lektüre der Autobiographie oder auch einen ihrer 66 Kriminalromane, deren Gesamtauflage auf über zwei Milliarden Bücher geschätzt wird. Mein Lieblingskrimi ist ja immer noch „Der Wachsblumenstrauß“, trotzdem wird es nicht die Geschichte sein, die meine Laientheatergruppe spielen wird. © Birgit Ebbert
Tipps aus meiner Recherche zu Tod im Tee
Autobiographie von Agatha Christie: Agatha Christie: Meine gute alte Zeit. Autobiographie einer Lady. Scherz Verlag 1977