Zu meinen Veranstaltungshighlights in den letzten Jahren gehörten die Workshops „Die Stadtentdecker“ in Kooperation mit der Stadtbücherei Hagen. In vier Workshops, zwei in der Innenstadt und je einer in den Stadtteilbüchereien Haspe und Hohenlimburg, habe ich mit Kindern und Jugendlichen einen Stadtführer von Kindern für Kinder entwickelt. Ich war überrascht, welche Hagener Besonderheiten die Teilnehmer:innen wichtig fanden. Ok, wir haben einzelne Eisdielen herausgelassen 🙂 Aber die Idee für die Stolpersteine kam von den Kindern! Einzelne Exemplare des Stadtführers sind noch in der Stadtbücherei auf der Springe und in der Touristinformation erhältlich.
14.07.2021 Hohenlimburger Geschichten 2.0
Seit Montag bin ich vormittags in der Stadtteilbücherei Hohenlimburg, um mit sieben Kindern im Alter von zehn bis elf Jahren Hohenlimburger Geschichten 2.0 zu entdecken und aufzuschreiben. Die Texte und Geschichten fließen noch ein in den Stadtführer von Kindern für Kinder, der im Herbst fertig sein wird.
Tag 1 zwischen Warmwalzer und Kettenbrücke
Am Montag mussten wir uns erst einmal kennenlernen. Die drei Jungen und vier Mädchen kamen schon mit vielen Ideen über Besonderheiten in Hagen, sodass die Ideenwand bald voll war. Danach sind wir raus, um den Stadtteil zu erkunden. Da fast alle Kinder aus Hohenlimburg kommen und sich gut auskennen, habe ich ihnen überlassen, wohin wir gehen. So kamen wir an den Statuen von Warm- und Kaltwalzer vorbei und entdeckten im Lennepark „Brüderchen und „Schwesterchen“ und den „Fischreiher“, einen namenlosen Teich, in dem die Fontäne leider nicht in die Höhe schoß. Aber die Kinder wussten auch, dass es Bäume aus anderen Ländern gibt und einen Pfadfindergarten, den ich zuerst für eine illegale Abfallhalde hieß, bis sich die Europalette als Teil einer Sitzgelegenheit entpuppte 😊 Ich war gespannt auf die Kettenbrücke, die sich dann doch als normale Brücke entpuppte. Warum die Kinder sie als „Kettenbrücke“ kannten, wusste keiner 😊 Der Rundgang führte uns an einem alten Fabrikgebäude vorbei, in dem sich das Injoy befindet, auf das die sportlichen Kinder hinwiesen, und an einer kleinen Skate-Anlage, da ist man sich noch nicht sicher, ob sie für Anfänger geeignet ist oder sind. Zurück in der Bücherei stürzten sich gleich alle auf die Tablets, um weitere Informationen zu suchen, und am Ende des Vormittags waren die ersten zehn Texte fertig. Ein Kind hat außerdem eine tolle Beschreibung des Tages verfasst:
„Ganz am Anfang merken wir, dass zu Ehren von Pfadfinder_innen Schilder an den Bäumen sind. Das gehört zu einem Pfadfinderverband. Daneben ist ein eingezäuntes Gebiet. Man kann aber hineingehen. Der Zaund und eine Bank, die in dem Gebiet ist, sind wohl selbst gebaut worden. Innen ist ein Blumenbeet, an dessen Rand sind bunt angemalte Holzstückchen. Direkt daneben ist ein großer Teich, der manchmal eine große, hohe Fontäne besitzt. Gerade ist sie nicht an. Um einen weiteren Baum stehen Steine herum. Auf einem ist ein buntes Mosaik. Es gibt sehr alte Bäume und ungewohnte Baumarten. Der Bar ist an der Lenne, zwischen dem Fluss und dem Park ist eine Wiese als Schutz vor Hochwasser. Später kommen wir an einen zweiten Teich. Dort gibt es eine andere Fonänenart. Sie funktioniert. Vor dem See gibt es eine Vogelstatue aus zwei Vögeln. Insgesamt gibt es im Lennepark viele schöne Blumen, Büsche, Blumenbüsche und Bäume! Die Blumenranken haben meistens eine Konstruktion aus Stahl und Holz. Zum Schluss sahen wir noch einen Spielplatz mit Klettergerüst, Schaukel, Sandkasten, Schaukelpferd und Hängematte. Dann lief man noch kurze Zeit durch einen Teil des Parks, in dem es keine besonderen Sehenswürdigkeiten gab. Und dann waren wir wieder draußen. Schade, dass es schon vorbei ist.“
Tag 2 Der Weltkugelbrunnen im kleinen Park
Für den zweiten Tag waren Unwetter angekündigt, sodass wir nach einer kleinen Einstimmungsrunde direkt wieder raus sind, um weitere Besonderheiten zu besuchen. Wieder durften die Kinder den Weg bestimmen und ich hatte keine Ahnung, was uns erwartete. Am liebsten wären sie den Berg rauf zum Möller-Denkmal gegangen, weil man von dort eine so tolle Aussicht hat. Das war mir bei der Wetterlage doch zu riskant. Also sind wir die Iserlohner Straße entlang und landeten schließlich bei einem wirklich schönen Brunnen, den ich noch nie gesehen hatte – auch nicht auf einem Foto bei Facebook. Einen Hinweis auf Namen und Geschichte des Parks haben wir nicht gefunden. Das wurde übrigens insgesamt kritisiert, dass man weder bei den Skulpturen im Lennepark noch an dem Brunnen ein Schild fand, wann die Kunstwerke von wem aus welchem Grund angebracht wurden. Dank meines Denkmal-Führers aus dem Ardenku-Verlag konnten wir manches herausfinden, aber vom Weltkugelbrunnen war nur zu ermitteln, dass die Weltkugel 1974 von Schlossermeister Heinrich Pelzing aus Hohenlimburg gestaltet wurde. Sie wurde aufgestellt, als der Park nach Änderung der Straßenführung 1972/73 entstand.
Ich bin gespannt, was mich in den nächsten Tagen erwartet und heute erst einmal, ob ich überhaupt mein Auto parken kann, nachdem der Starkregen Hagen in die Schlagzeilen gebracht hat und Hohenlimburg wohl besonders betroffen ist. (Am dritten Tag fand der Workshop schon statt, während vor der Bücherei Feuerwehrwagen Keller auspumpten, der Rest des Workshops musste aufgrund des Hochwassers verschoben werden.
02.12.2020 StadtEntdecker & Hasper Geschichten 2.0
Mir kommt es so vor, als seien die beiden Workshops in den Herbstferien Monate her, dabei waren erst vor einem Monat die Abschlussveranstaltungen! Aber diese Zeit ist irgendwie anders. Deshalb war es wunderbar, dass in den Herbstferien der Kulturrucksack-Workshop „Die StadtEntdecker“ und das Schreibland „Hasper Geschichten 2.0“ stattfinden konnten – beide mit jeweils acht Kindern und Jugendlichen, die Freude am Schreiben haben.
Kulturrucksack „Die Stadtentdecker“
Der Workshop im Rahmen des Kulturrucksacks war in diesem Jahr ein Dauerbrenner – für die Stadtbücherei Hagen und mich. Ende letzten Jahres hatten wir die Idee, zu der ich in Gotha inspiriert wurde, konzipiert und der Antrag wurde gestellt. Und dann kam Meister C. – ihr wisst schon. Als klar war, dass bis Ende September keine Veranstaltungen in der Bücherei an der Springe stattfinden dürften, musste eine neue Idee her. Also haben wir alles neu konzipiert, um den Workshop digital durchzuführen. Aber daran hatten weder Kinder noch Eltern Interesse, was ich verstehe. Ich war anfangs digital-euphorisch, aber inzwischen ist das auch sehr abgeflaut. In den Herbstferien dann ein neuer Versuch – mit Masken & Abstand. Da gingen die Zahlen in Hagen bereits in die Höhe, sodass wir weniger als geplant in der Stadt unterwegs waren. Manchmal musste ich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer raustreiben, damit wir alle einmal kurz ohne Maske übers Elbersgelände streunen konnten. Trotz der besonderen Bedingungen waren die Kids sehr aktiv. Das Ziel war ja, die Basis für einen Stadtführer von Kindern für Kinder zu schaffen. Die Bandbreite dessen, was die Kids interessant und wertvoll für den Stadtführer fanden, war breit – von den Hagener Wäldern (über die wir kaum Informationen fanden) über die Medien-Einrichtungen wie Kino und Bücherei bis zu Denkmälern, Museen und den Stolpersteinen war alles dabei. Die Dokumentation des Workshops ist auf der Seite des Ministeriums nachzulesen!
Special „FreilichtmuseumEntdecker“
In der ursprünglichen Konzeption sollte das Freilichtmuseum einen größeren Raum einnehmen, als jetzt möglich war. Aber an einem Tag war ich eben doch mit zwei Mitarbeiterinnen der Stadtbücherei und den Kids im LWL-Freilichtmuseum – auch hier unter erschwerten Bedingungen, wir durften immer nur in kleinen Gruppen, eine Erwachsene und drei Kinder, unterwegs sein. Aber auch das hat geklappt und am Ende hatten wir zusätzlich zu den Sehenswürdigkeiten in Hagen eine Liste von Gebäuden im Freilichtmuseum, die früher in Hagen standen. Das war meine Recherche-Aufgabe! Es gibt im Museum am Mäckingerbach so viel zu sehen, das geht an einem Tag nicht. Und was soll nachher in einen Stadtführer? Ich fand es spannend, herauszufinden, welche der alten Häuser früher woanders in Hagen standen. Und wer weiß, vielleicht ist es in einem anderen Workshop möglich, die ursprünglichen Standorte aufzusuchen oder ich mache eine Rundtour mit der Kamera. Das war jedenfalls ein toller zusätzlicher Tag in dem Projekt, der auch den Kindern Spaß gemacht hat.
Schreibland „Hasper Geschichten 2.0“
Der Stadtentdecker-Workshop war in der einen Ferienhälfte, in der anderen Hälfte war der Schreibland NRW-Workshop „Hasper Geschichten 2.0“ bzw. die Workshops fanden teilweise abwechselnd statt – Braingym, wie man heute sagt, für mich: Jeden Morgen musste ich überlegen, wo ich erwartet werde, in der Bücherei an der Springe, in der Bücherei im Torhaus oder im Freilichtmuseum 😊 Da wir in unserem Stadtführer für Hagen nicht nur die Innenstadt, sondern auch die Außenbereiche vorstellen möchten, gab es zwischen den Workshops durchaus Parallelen. Auch in Haspe haben wir gesammelt, recherchiert und Plakate erstellt zu Sehenswürdigkeiten in Haspe. Darüber hinaus haben die Mädchen dort aber Hasper Geschichten geschrieben, Geschichten aus Haspe und über Haspe und ein Mädchen hat gleich eine neue Leitfigur, den Hasper Esel, lebendig werden lassen. Auch in Haspe haben wir den Stadtteil erkundet, wegen der neuen Corona-Beschränkungen musste leider die Führung im Brandt-Zwiebackmuseum ausfallen, aber sobald die wieder möglich ist, das habe ich versprochen, werde ich versuchen, eine Spezialführung für die Kids zu organisieren. Natürlich taucht das Museum trotzdem auf einem der Plakate für den Stadtführer auf, ich hatte es doch mit Fast-Profis zu tun und die finden immer irgendwo Informationen. Mit Büchern und Internet geht ja viel. 😊
StadtEntdecker-Ausblick
Wir hoffen sehr, dass im nächsten Jahr wieder mehr möglich sein wird – auf jeden Fall soll es ein Schreibland-NRW-Pendant zu Haspe in Hohenlimburg geben und vielleicht auch in den Sommerferien einen Workshop, um die letzten Specials zu schreiben und vielleicht sogar bei der Redaktion des Stadtführers Hand anzulegen. Denkbar ist viel, es ist eine Frage, was möglich sein wird. Aber die Erinnerung an die zehn Tage in den Herbstferien 2020 bzw. fünf Tage aus der Sicht der Kinder kann uns schon keiner nehmen. Und die Schreibergebnisse auch nicht!
27.06.2020 „Die StadtEndecker“ – ein besonderes Schreibprojekt
Heute in einem Monat startet ein Schreibprojekt in bzw. mit der Stadtbücherei Hagen, das in doppelter Hinsicht besonders ist. Geplant war der Workshop „Die StadtEntdecker“ als Präsenz-Veranstaltung in der letzten Ferienwoche im Rahmen des Kulturrucksack NRW. Und dann kam Corona! Nach dem ersten Schrecken haben wir überlegt, wie wir das Projekt retten können.
Die Idee der StadtEntdecker
Die Idee eines Stadtführers für Kinder beschäftigt mich schon seit Jahren, ich wollte sie immer mal einem Verlag anbieten, aber dann kam etwas dazwischen. Als ich im letzten Jahr in Gotha Gast sein durfte bei dem „Junge Gästeführer“-Projekt, begann es in meine Kopf zu arbeiten. Ich habe schon sehr schnell der Stadtbücherei Hagen geschrieben: Ich habe da eine Projektidee. Damals wusste ich noch nicht bzw. hatte es in Gotha nicht im Kopf, dass Hagen im nächsten Jahr ein Stadtjubiläum begehen wird. Da passte meine Idee optimal: Ich schreibe mit Kindern und Jugendlichen aus Hagen einen Stadtführer für Kinder und Jugendliche aus Hagen. Darin werden natürlich die „Sehenswürdigkeiten“ verewigt, die uns Erwachsenen wichtig sind, durch die Brille von jungen Menschen gesehen, aber auch die Highlights der Kids, wie auch immer die aussehen. Da bin ich wirklich gespannt.
Die Corona-Umsetzung
Nun muss ich gestehen, dass ich ein absoluter Internet-Fan bin, ich mache nicht alles mit, sondern suche mir das aus, was ich brauche, aber ich bin begeistert von den Möglichkeiten. Über Skype kommuniziert habe ich schon, als die meisten noch nicht einmal wussten, dass das geht – immerhin habe ich schon 1989 in einer Veröffentlichung von Bildtelefon geträutm Deshalb war ich auch gleich Feuer und Flamme dafür, ein digitales Format für den Workshop zu entwickeln. Ob das dann genau so umgesetzt wird, wie wir das vorhaben, wer weiß – aber auch sonst ändert sich ein Workshopkonzept oft beim Tun – Menschen sind schließlich keine Maschinen, da kann immer mal etwas anders laufen als vorhergesehen.
Auf jeden Fall geht es amm 27. Juli um 11 Uhr mit einem digitalen Treffen los. Danach gibt es virtuelle Sprechstunden und je nachdem, wie viel unter Corona-Bedingungen möglich ist auch Live-Treffen in der Stadtbücherei oder an einem der Ankerpunkte für unseren Stadtführer. Ich werde mich dafür sogar bei WhatsApp anmelden, weil die Kommunikation darüber mit Kids am besten möglich ist, auch wenn mir das widerstrebt. Für das Projekt springe ich über meinen Schatten.
Damit auch wirklich alle mitmachen können, werde ich in der Woche vor dem 27. Juli mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern telefonieren und ggf. kleine Software-Coachings machen.
Meine Hoffnung
Vorgedacht haben wir also viel, nun hoffe ich, dass sich auch genügend Kinder bzw. Jugendliche im Alter von 10 bis 14 Jahren finden, die Lust auf das Experiment haben. Ich hoffe mal, dass uns hilft, dass der Workshop erst Ende der Ferien stattfindet, bis dahin haben sich hoffentlich alle von den Homeschooling-Aktionen erholt und wieder Lust auf Neues am PC. Mehr verrate ich jetzt noch nicht, ein bisschen Spannung muss ja bleiben – nur soviel, wie meist bei mir wird das Projekt digital dokumentiert, in diesem Jahr noch mehr als sonst, nicht mit Fotos von Kids, sondern mit Erfahrungen und ersten Ergebnissen. Lasst euch überraschen oder meldet eure Kinder an, damit ihr hautnah mitbekommt, wie das Projekt läuft. © Dr. Birgit Ebbert www.birgit-ebbert.de