Subset – meine Untermengen-Lyrik

Während meines 365-Faltquadrate-Projektes habe ich einige Untermengengedichte gepostet, die ich eigentlich Subset nenne. Doch das wollte ich nicht jedesmal erklären, daher bin ich bei dem Ursprungswort geblieben, auch wenn sich Untermengen-Lyrik sperrig anhört, aber  „Teilmengen-Lyrik“ klingt nicht besser. Mir fehlte bisher ein passendes Wort, dass diese Gedichtform beschreibt: Alle Buchstaben der Wörter in dem Gedicht kommen auch im Titel vor oder verschärft ausgedrückt, das Gedicht besteht ausschließlich aus Wörtern, die sich aus den Buchstaben des Titels bilden lassen. Inzwischen habe ich es gefunden: Subset!

Meine eigene Lyrikform 🙂

Eine verrückte Idee ist diese Form der Lyrik, ich weiß, das waren die Texte der Dadaisten auch einmal 🙂 Diese Form ist für mich eine Herausforderung und Gehirnjogging vom Allerfeinsten. Wörter aus den Buchstaben des Titels zu bilden, ist noch der leichtere Teil, auch wenn es zu manchen Titeln sehr sehr viele Wörter gibt. Richtig mühsam wird es, aus den Wörtern ein sinnvolles Gebilde zu schaffen, vor allem dann, wenn Buchstaben wie „E“, „R“, „A“, „T“ oder „N“ im Titel nicht enthalten sind. Da habe ich auch schon kapituliert und manche Titel liegen noch da und wollen mit Inhalt gefüllt werden.

Nachdem ich in den ersten Wochen, nachdem ich diese Form entdeckt hatte, das Gaensebluemchen-Gedicht geschrieben hatte, habe ich recherchiert, welche Alternativen es zu „Untermengen-Lyrik“ gibt, welche Synonyme für „Untermenge“. Wie gesagt, „Teilmenge“ fand ich auch nicht ansprechend. Da entdeckte ich als Synonym den Begriff „Subset“ und war sofort begeistert, ja fast ein bisschen verliebt in den Begriff. Vielleicht, weil er mich an die Lieblingsserie meiner Kindheit „777 Sunset Strip“ erinnerte oder weil er künstlerischer klingt als „Untermengen-Lyrik“. Ich habe sofort entschieden, dass meine Untermengen-Lyrik ab jetzt „Subset“ heißt. Wer weiß, was sich daraus entwickelt. Die Bezeichnung „Haiku“ muss ja auch mal jemand erfunden haben oder das „Elfchen“.

Da ich schon dabei war, über meine Literaturform nachzudenken, habe ich auch gleich entschieden, die Gedichte ab sofort fortlaufend im Jahr zu nummerieren, zumindest in der Reihenfolge der Veröffentlichung. Ich habe einige Subsets für Wettbewerbe geschrieben, die ich noch nicht posten darf, weil sie unveröffentlicht sein müssen. In einer stillen Stunde werde ich die Subsets aus dem letzten Jahr nacharbeiten, Subset 1-2014 ist auf jeden Fall „Lebens Traum“, auch wenn es nicht veröffentlicht wurde, weil ich es immer wieder bei Wettbewerben einreiche, weil es mir so gut gefällt.

 

Krimi-Subsets und mehr

Auf die Idee zu diesen Gedichten kam ich übrigens im Mai 2014, als ich großspurig versprochen hatte, in der Hagener KooperativeK zu lesen und im Programm mit „Lyrik“ angekündigt wurde. Nun habe ich früher natürlich Gedichte geschrieben und so langsam bekomme ich wieder Lust daran, aber Lyrik war das für mich nicht. Und „moderne“ Gedichte kann ich nicht. Weshalb soll ich Wörter ohne Satzbau aneinanderreihen, die nicht aus mir kommen?

Also habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, Gedichte zu schreiben, die zu mir passen, mit denen ich mich wohl fühle und die auch eine Herausforderung darstellen. Eine Herausforderung ist die Arbeit an den Subsets wirklich. Das Besondere ist nämlich, dass die Menge an Wörtern, die mir zur Verfügung stehen, beschränkt ist. Es dürfen nur Wörter verwendet werden, die sich aus den Buchstaben des Titels bilden lassen. Das bedeutet, dass sich oft weder Personalpronomen noch Artikel, weder Zeitformen noch der Genitiv eines Nomens bilden lassen, weil ein „t“ oder „s“ fehlt. Auch so schöne Wörter wie „und“, „oder“, „denn“, „weil“ geben manche Titel nicht her, sodass die Gehirnzellen ordentlich gefordert werden, damit dennoch etwas Sinnvolles herauskommt.

Für die Lesung des nächsten Events der Kooperative K wurde ich wieder mit Lyrik angekündigt – ich glaube, das haben die Künstler extra gemacht, um mich zu fordern. Bei dieser Veranstaltung wollte ich eigentlich den Krimi „Plan B“ lesen, der ganz frisch in der Anthologie zum Ruhrkrimi-Wettbewerb „Tatort Gasometer“ erschienen war. Also habe ich mich wieder hingesetzt und Subsets erdacht. „Open Space“ war schwierig, da habe ich dann doch lieber „Offene Raeume“ umgesetzt. Und weil ich im Bus gelesen habe, der zwischen den beiden Ausstellungsorten pendelte und die Fahrt unter dem Motto „Schwarz fahren“ angekündigt war, stand auch der Titel des zweiten Subsets fest: „Schwarz fahren“. Da zeigte sich schon, dass so ein Subset auch kriminalistische Züge annehmen kann.

Mein Ehrgeiz war geweckt, noch ein Krimi-Subset zu schreiben. Bei der Suche nach einem zum Abend passenden Titel kam mir der Vers „Hüte dich vor Mondlicht in einer Septembernacht“ aus „Das schwarze Schiff“ von Stefan Kleinkrieg in den Sinn, der sowieso seit Anfang September ständig präsent ist. Also habe ich mich für die Nacht des 26. September an „Septembernacht“ versucht. Und war selbst begeistert von dem witzigen Krimi-Subset, das daraus entstand. Irgendwie fand ich es auch lustig zu beschreiben, was in einer Septembernacht passieren könnte – mir oder ohne Mondlicht.

Inzwischen existieren weit über einhundert Subsets, die ich unbedingt wieder einmal anschauen muss, ich wollte schon immer einen Kalender daraus anbieten. Einige sind nachzulesen in den Werkproben, die ich im Rahmen meines Projektes 365 Werke in 365 verschiedenen Faltquadraten poste. © Birgit Ebbert www.birgit-ebbert.de